Nachtmarsch

Der Mond steht überm Tale jetzt

 

von Manfred Hausmann




Gedicht aus : Manfred Hausmann - Jahre des Lebens, 1938 — 1. bis 3. Auflage, Suhrkamp Verlag, Berlin

Die letzte Veröffentlichung des hier verwendeten Textes in überarbeiteter Fassung letzter Hand erfolgte in: Manfred Hausmann - Gesammelte WerkeBand 11: Nachtwache / Alte Musik / Füreinander, 1983 — 1. Auflage, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main



Nachtmarsch
( Marville, 1918 )
 

Nachtmarsch

Gedicht (PDF)

Der Mond steht überm Tale jetzt,
wir singen und marschieren,
wir singen, pfeifen, und zuletzt
verstummen wir und frieren.

Gasmasken klappern, Stiefel schnurrn.
Das Tal wird breit und breiter.
Links vor uns rollt ein dumpfes Murrn.
Wir klappern schweigend weiter.

Das Land verschwimmt in Glanz und Duft,
im Walde wiehern Pferde,
nach Chlordunst schmeckt und Rauch die Luft
und nach zerrißner Erde.

Nun fängt's auch rechts zu murren an
im Nebel wie Gewitter.
Ein Widerschein schwankt himmelan,
Leuchtkugellichtgezitter.

Da weiß, da rot, da sternumzackt,
notrufende Kaskaden.
Die Hand am Kolben fester packt:
Wir kommen, Kameraden!

Die Füße gehn im gleichen Schritt,
es strafft sich jede Sehne.
Der Leutnant pfeift, wir pfeifen mit,
wir pfeifen durch die Zähne.


Worte :
Marville 1918 Manfred Hausmann (1898-1986)


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