Biographie
des Börries, Freiherrn von Münchhausen
Börries, Freiherr von Münchhausen, 1932
Nach dem Besuch der Klosterschule Ilfeld nahm Münchhausen in Göttingen, Berlin und München das Studium der Rechts- und Staatswissenschaften auf. Später belegte er auch Fächer wie Philosophie und Literaturwissenschaft und promovierte zum Dr. jur. 1899 in Leipzig. Im Ersten Weltkrieg war Münchhausen zunächst Reserveoffizier im sächsischen Gardereiter-Regiment in Dresden und arbeitete seit 1916 für das Auswärtige Amt. Er gehörte zu den bedeutendsten Balladendichtern Deutschlands. Die lyrische Form der Ballade machte den Schwerpunkt seines Schaffens aus. Seine Balladen und Lieder thematisierten Stoffe aus vergangenen Epochen.
—> zu den Gedicht-Vertonungen
„Gnade Dir Gott, Du Ritterschaft”
Vor 100 Jahren wurde der Balladendichter Börries, Freiherr von Münchhausen geboren
Schloß Windischleuba (c) Paul Winkler-Leers |
Unsere Literatur kennt keine Balladen mehr. Der letzte große Vertreter dieses Genres, der heute vor 100 Jahren in Hildesheim geborene Dichter Börries, Freiherr von Münchhausen, aus einer über 700 Jahre alten niederländischen Adelsfamilie stammend, war schon zu seinen Lebzeiten nicht unumstritten. |
war das Bild des vom Untergang bedrohten, einst strahlenden Standes. Im Grunde war nichts „spezifisch Preußisches” in ihm — sein Vorbild war vielmehr die unverbrüchliche Treue des welfischen Adels zum 1866 beseitigten Königshaus. Als Reserveoffizier diente er auch nicht dem preußischen König, sondern dem König von Sachsen im Gardereiter-Regiment in Dresden. |
von Walter Görlitz aus »DIE WELT« vom 20. März 1974
Schloß Windischleuba
Börries, Freiherr von Münchhausen
Über das Werk des Börries, Freiherr von Münchhausen (1923)
Unter den deutschen Lyrikern der Gegenwart nimmt Börries von Münchhausen eine besondere Stellung ein. Seine Verskunst ist ritterliche Lyrik, ritterliche Balladendichtung. Das Herrenmäßige darin spricht sich so stark in Anspruch und Ablehnung aus, wie etwa das standesbewußte Bürgertum in Storm, die klassenbewußte Arbeiterdichtung in Lersch, Barthel, Bröger. Bei Münchhausen verbindet sich nun mit dem Herrenmäßigen nicht der geringste Dünkel, wohlaber ein aufrechter Stolz, eine sichere, freudige Bejahung des Herrendaseins. Sein Werk ruht auf der besten deutschen Überlieferung, es ist Erbe, neue Aussaat alten Kornes. Lyrik des deutschen Hauses, der deutschen Familie, vor allem auch eine Lyrik für Männer — Männer der Arbeit, des Berufslebens, für Liebhaber von Wild und Hund und Pferden, von Jagd, und Reit- und Wandersport. Seine Balladen führen die von Strachwitz herlaufende Linie fort. Ein starker Lebenspuls schlägt in ihnen, Rhythmus und Takt befeuert sie. Es ist ungemein viel gesunde Natur und handwerklicher Fleiß, Gabe lebhaften Erzählens, Fröhlichkeit, herzliche Neckerei, auch Versonnenheit und nachdenklicher Ernst in dieser meisterlich geübten Kunst. Die deutlich durchscheinende Persönlichkeit des Dichters begrenzt zugleich und adelt die lyrischen Selbsterkenntnisse. Er zieht einen Zaun um sich wie um seine Kunst, aber innerhalb dieser Umfriedung bewegt er sich als Herr und Wirt, gewinnt sich die Gäste zu Freunden. Liliencron hat gern sein Poggfred besungen, ein Märchen- und Traumschloß, daß er nie besessen hat. Münchhausen, ein Glückskind, dichtet sich die Wirklichkeit zum holden Märchen, zum perlenden Traum: sein Schloß in Wiesen. Welche Fülle von Wohnlichkeit und Behagen, von Glücksempfinden und Lebenssicherheit leuchtet von diesen Seiten her: das wundervolle Glück und die Kachelofenwärme der Alltäglichkeit. Münchhausen, der in seinen Balladen zwischen Himmel und Hölle auf dem Geisterpferd Schweifende, Allsichverwandelnde, wird bei sich daheim zu einer Gestalt voll milder Männlichkeit und Ruh, bescheiden-fest, sich selber treu, ein deutscher Dichter der Familie und der Ehe. Schon heute hat sein Werk — "nichts als dreißig Liederjahre" — sich die Lebensfreundschaft von Hunderttausenden erworben . . .
soweit aus der 1923 erschienenen Werkbroschüre der Deutschen Verlags-Anstalt, Stuttgart und Berlin.
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Jürgen Sesselmann (mayer)
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