Pennäler Los

Jürgen Sesselmanns Biographie


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Als seine Eltern die Augustinerschule, ein altsprachliches Gymnasium der alten Kaiserstadt Friedberg, entdeckten, änderte sich für den ehemaligen Prinzen das verträumte Leben abrupt zum zweiten Male. Es hieß ab jetzt in weißem Rüschenhemd, schwarzer Hose mit Bügelfalte, und Fliege am Gummibande dem schnöden Dasein als Pennäler zu frönen. Zu seinem Glück wurde diese Kleiderordnung der Eltern nach einigen wiederholten, aber gescheiterten Versuchen aus Kostengründen ersatzlos gestrichen.

Wen wird es wundern, daß es ihn mehr in die heimischen Wälder zog, anstatt Englisch und Latein zu pauken? Interessierten ihn doch besonders jene geheimnisvollen Lebewesen, die unbeachtet unter all den Steinen am Wegesrand ihr karges Dasein fristeten. Nach erfolgreicher Jagd gedachte er ihnen großmütig zu Hause eine neue Heimstatt anzubieten. Natürlich zum großen Entsetzen seiner Mutter, als diese Fische, Frösche oder anderes unbenennbare Krabbelgetier in Badewanne, Eimern und anderen Behältnissen quicklebendig vorfinden durfte. Im Gegensatz dazu sein lachender Vater, der oft mithalf für das richtige Futter des überraschenden Familienzuwachses zu sorgen.

Anstatt bei einem wichtigen Fußballturnier das Tor zu verteidigen, zeigte er seinen Mitspielern lieber eine gerade gerettete Spitzmaus, was auch den eigenen Torwart anlockte. Den verzweifelten Trainer am Spielfeldrand ignorierend, kam es, wie es kommen mußte. Die gegnerische Mannschaft schoß noch ein weiteres von vielen, unnötigen Toren. So endete sein Ausflug in die sportlichen Gefilde mangels Ernst für die Sache rasch. Der tiefere Sinn eines Wettkampfes blieb ihm deshalb bis heute fremd.

Jürgen Sesselmann

Herbst 1969

Neue Abenteuer und Kameradschaft fanden sich für ihn dafür recht bald in der örtlichen Pfadfindergruppe “ Graue Wölfe ”, die noch Jungen für eine neue Gruppe suchte. Auf seinen ersten Fahrten durch fremde Länder erwarb er sich erste wichtige Erfahrungen, erlernte mit anderen die Gitarre zu spielen und gemeinsam das Erlebte in Liedern zu singen.

Kannte er bisher nur den Gesang gleichaltriger Pfadfinder, so konnte er auf der abgeschiedenen Burg Waldeck zum Mittsommerfest zum erstenmal die Männergesänge der Nerother erleben, die ihn maßlos fesselten.


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Jürgen Sesselmann (mayer)
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