Sehnsucht

Es schienen so golden die Sterne, am Fenster ich einsam

 

von Joseph Freiherrn von Eichendorff




Das Gedicht stammt aus der Novelle :
Joseph Freiherrn von Eichendorff - Dichter und ihre Gesellen, 1834 — 1. Auflage, Duncker und Humblot, Berlin

Sehnsucht

Sehnsucht

Gedicht (PDF)

Es schienen so golden die Sterne,
am Fenster ich einsam stand
und hörte aus weiter Ferne
ein Posthorn im stillen Land.
Das Herz mir im Leib entbrennte,
da hab’ ich mir heimlich gedacht:
ach, wer da mitreisen könnte
in der prächtigen Sommernacht!

Zwei junge Gesellen gingen
vorüber am Bergeshang,
ich hörte im Wandern sie singen
die stille Gegend entlang:
von schwindelnden Felsenschlüften,
wo die Wälder rauschen so sacht,
von Quellen, die von den Klüften
sich stürzen in die Waldesnacht.

Sie sangen von Marmorbildern,
von Gärten, die über’m Gestein
in dämmernden Lauben verwildern,
Palästen im Mondenschein,
wo die Mädchen am Fenster lauschen,
wann der Lauten Klang erwacht
und die Brunnen verschlafen rauschen
in der prächtigen Sommernacht. —


Worte :
vor 1834 Joseph Freiherrn von Eichendorff (1788-1857)


Die in den Bünden bekannte Vertonung »Sehnsucht« stammt von dem deutschen Komponisten Justus Wilhelm Lyra (1822-1882)

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