Hamburger Echo

Gruß an Hans Leip

Auf Schloß Hub, Fruthwillen, im schweizerischen Thurgau, begeht am heutigen 22. September Hans leip, der so sehr hamburgische Autor, fern von der Heimatstadt, von Elbe und Meer, die zu den starken Wurzeln seiner dichterischen Kraft zählen, den 65. Geburtstag. Wir grüßen ihn Glück wünschend mit seinen eigenen Versen:

Manches geht schief,
und manches geht klar,
und so rutscht man durch die Wellen
Jahr um Jahr.
Na, denn Prost!
Ein Trost
bleibt ja, wie Rasmus auch tost:
Rechtzeitig zufassen,
daß man das können kann, nicht wahr?
und rechtzeitig loslassen!
Prost ...


Die "Freie Akademie der Künste in Hamburg", deren Mitglied er ist, hat aus diesem Anlaß eine kleine Monographie herausgegeben, die (wie schon bei den vorausgegangenen, ähnlichen Arbeiten über Carl Albert Lange, Hans Henny Jahn und Ivo Hauptmann) wieder Rolf Italiaander in dankenswerter Weise betreut hat. Aus dem besonders hübsch geratenen Buch (6 DM), das mit einer einer Bibliographie eine ganze Reihe von Freundesstimmen über Leips Schaffen vereinigt, veröffentlichen wir das Geleitwort des Kultursenators Dr. H.H. Biermann-Ratjen.

Schwer auszudenken ist es, wieviel Hans Leips Ingenium hineingewoben hat in unser Vorstellungsbild von Hamburg, seinem Hafen, dem Meer und der Küste! Die Dichter erst machen sehen und lehren lieben; durch sie wird blinde Ahnung zur Gestalt und Wirklichkeit: der stumpfe Farbenglanz unserer niederdeutschen Heimat, die verhaltene Anmut ihrer Menschen, die Größe tapferer Lebensbewältigung, Stimme und Geheimnis von Meer und Wind.

In allen Spielarten ist die Kunst des Hans Leip ein tüchtiges Schiff, das die würzige Luft der Elbestadt und der grünen Marschlande in den Segeln hat, aber unterwegs ist in die vier Himmelsrichtungen, die das Rätsel der menschlichen Existenz offenhält. Letztlich zählt nur, ob der Künstler auf seinen beschwerlichen Wegen dort anlangt, wo er ein Stück der allgemeinen Wahrheit zutage fördert. So sehr uns Hans leip Heimat geworden ist, so sehr hat er sich in die kühle Region der Kunst erhoben, die im Naheliegenden, im Profan-Vertrauten dem geheimnis des Weltzusammenhanges auf die Spur zu kommen vermag.

Im staunenden Bewußtsein solcher Nähe und Ferne grüßen wir den Fünfundsechzigjährigen und werden weiterhin offene Ohren haben für die zärtlichrauhe Nebelhornstimme des Künstlers und Menschen Hans Leip.

von: Senator Dr. Hans H. Biermann-Ratjen

Hamburger Echo

Quelle: Zeitungsartikel aus „Hamburger Echo“, vom 22. September 1958 - Nr. 220

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